Alfa-Wahnsinn_1000x90

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1906 Der französische Industrielle Alexandre Darracq gründet ein Automobil-Montagewerk in Neapel. Kurz darauf wechselt der Firmensitz nach Portello, einem Vorort der lombardischen Metropole Mailand. Ein negativer Geschäftsverlauf führt bereits 1909 zur Aufgabe aller Aktivitäten.

1910 Einige Geschäftsleute - hauptsächlich unterstützt von der Landwirtschaftsbank - übernehmen das Firmengelände und gründen die Gesellschaft Societa Anonima Lombarda Fabrica Automobili. Sie verpflichten den genialen Konstrukteur Giuseppe Merosi, der mit seiner Konstruktion 24HP für das erste eigenständige A.L.F.A Modell sorgt.

1913 Das junge Unternehmen erzielt erste Achtungserfolge bei Motorsportveranstaltungen und erlangt dadurch einen gewissen Bekanntheitsgrad.

1915 Die angespannte Finanzlage von A.L.F.A. führt zur Übernahme durch den neapolitanischen Maschinenfabrikanten Nicola Romeo. Italien tritt in den ersten Weltkrieg ein und das Unternehmen wird zum Rüstungslieferanten.

1919 Das nach Kriegsende Neuformierte Industrieimperium des Nicola Romeo gehört zu den größten Gesellschaften Italiens. Es fertigt Kompressoren, Landmaschinen, Lokomotiven etc. Mit besonderem Enthusiasmus wird der Automobilbau wieder aufgenommen.

1920 Mit dem repräsentativen Modell G, der ersten Neukonstruktion nach dem Krieg, stellt die mittlerweile in Alfa Romeo umgetaufte Firma den "Rolls-Royce von Portello" vor. Der junge Enzo Ferrari tritt - zunächst als Rennfahrer - in das Unternehmen ein.

1922/23 Mit den Merosi-Konstruktionen RL und RM entstehen vorzügliche Tourenwagen. Abgewandelte Wagen der Typenreihe RL erringen Siege bei der international bekannten Targa Florio, Alfa Romeo wird berühmt. Das am Siegerwagen angebrachte Vierblättrige Kleeblatt (Quadrifoglio) wird zum zweiten Markenzeichen. Der von Fiat abgeworbene Vittorio Jano gelangt zu Alfa.

1925 Die Erfolgsserie mit dem von V. Jano konstruierten Rennboliden P2 gipfelt in der Weltmeisterschaft. Die turbulenten 20er Jahre zwingen Romeo zur Aufgabe des Traktoren -und Eisenbahnbaus. Am Automobilbau hält er aber trotz aller Schwierigkeiten fest.

1927 Alfa Romeo präsentiert die neue Tourenwagengeneration 6 C, ebenfalls eine Jano-Konstruktion. Zwei obenliegende Nockenwellen werden Kennzeichen des überragenden Motorenbaus der Mailänder. Firmen wie Castagna, Touring und Zagato fertigen Aufbauten für Alfa Romeo-Fahrgestelle. Zahlreiche Rennsporterfolge in den Folgejahren festigen den Ruf der Marke.

1929/30 Enzo Ferrari gründet die Scuderia Ferrari, bei der es sich um den inoffiziellen Rennstall von Alfa Romeo handelt. An den Rennwagen prangt das Ferrari verliehene Wappen eines berühmten italienischen Jagdfliegers, das sich aufbäumende Pferd. Fahrer sind u.a. Achille Varzi, Giuseppe Campari, Rudolf Carraciola und Tazio Nuvolari. Alfa Romeo löst sich von der reinen Chassisfertigung und installiert in Portello eine eigene Karosserieabteilung. Die Weltwirtschaftskrise erreicht auch Italien.

1933 Die staatliche Auffanggesellschaft Instituto Riconstruzione Industriale übernimmt Alfa Romeo. Während in geringer Stückzahl große repräsentive Fahrzeuge und Sportwagen entstehen, beginnt der staatlich verordnete Umbau zum modernen Industriekonzern. LKW - und Flugmotorenbau werden forciert.Großkunde ist die Armee Italiens. Die PKW-Produktion gerät zur Nebenbeschäftigung.

1935/37 Vielversprechende Konstruktionen wie ein in Großserie produzierbarer Mittelklassewagen werden nicht realisiert. Trotz der Schwerpunkte im LKW-und Flugmotorenbau sind die Rennwagen von Alfa Romeo starke Gegner der deutschen "Silberpfeile", was nicht zuletzt ein Verdienst der Scuderia Ferrari ist.

1938 Mit Alfa Corse übernimmt Alfa Romeo das motorsportliche Engagement in eigene Regie, Enzo Ferrari beginnt selbstständige Wege zu gehen.

1940 Alfa Romeo nimmt in Pomigliano d' Arco nahe Neapel neue Werksanlagen in Betrieb. Italien tritt an der Seite des Deutschen Reiches in den Zweiten Weltkrieg ein und das Unternehmen muß erneut auf Rüstungsproduktion umstellen.

1943/44 Bomberverbände zerstören einen Großteil der Werksanlagen von Alfa Romeo. Unter deutscher Kontrolle wird der Flugmotorenbau fortgesetzt. An geheimen Orten wird an Zukunftsprojekten wie z.B. dem stromlinienförmigen 2l-Wagen "Gazella" gearbeitet.

1946/47 Mit noch auf Vorkriegskonstruktionen basierenden luxoriösen und teuren Wagen wie dem 6 C 2500 überbrückt das Staatsunternehmen die Zeit bis zur Vorstellung einer neuen Modellreihe. Auch im Rennsport gibt es wieder Aktivitäten.

1950/51 Die Erringung zweier Weltmeisterschaften in der neugekürten Formel 1 mit dem vor dem Krieg entwickelten Alfetta-Rennwagen mit Giuseppe Farina und Juan Manuel Fangio beenden vorübergehend die unvergleichliche motorsportliche Karriere von Alfa Romeo. Der unter Leitung von Orazio Satta Puliga entwickelte Mittelklassewagen 1900 mit selbsttragender Pontonkarosserie markiert einen radikalen Wendepunkt in der Unternehmensgeschichte.

1952/53 Alfa Romeo Aviazione überholt Flugmotoren und fertigt zunehmend Teile für Düsentriebwerke. Internationale Fluggesellschaften nutzen das technische Know How von Alfa Romeo.

1954 Mit der Vorstellung der Giuletta-Reihe gelingt Alfa Romeo der Durchbruch zum Großserienhersteller. Der frontgetriebene Kleintransporter setzt Maßstäbe in dieser Fahrzeugkategorie. A.R. ist einer der bedeutendsten Hersteller von LKW und Bussen. Dieser Unternehmenszweig wird nach Brasilien verlegt.

1958 Vereinbarungen zwischen Alfa Romeo und Renault/Saviem führen zur Lizenzproduktion der Renault Dauphine in Italien und zu gemeinschaftlichen Nutzfahrzeugprojekten. Mit dem 2000 bewegt sich Alfa Romeo wieder in die Kategorie der luxuriösen Wagen.

1960 Das Kleinwagenprojekt Tipo 103 mit querliegendem 1,0-Liter Doppelnockenwellenmotor und Frontantrieb wird nicht realisiert. Neben Designergrößen wie Bertone und Pininfarina arbeitet das hauseigene Centro Stile an zukunftsträchtigen Entwürfen.

1962 Nach der Präsentation des luxuriösen Sechszylinders 2600 beginnt mit der Giulia-Reihe ein neues Kapitel der Unternehmensgeschichte. Sie wird zum Trendsetter einer neuen Autogeneration und verhilft Alfa Romeo zu enormen Exporterfolgen. Mit von Serienwagen abgeleiteten Modellen beteiligt man sich allmählich wieder an Motorsportveranstaltungen.

1963/64 Das in Arese nördlich von Mailand errichtete hochmoderne Werk nimmt mit dem Bertone-Coupe' Giulia GT die Produktion auf. Wenig später eröffnet das neue Versuchszentrum in Balocco den Alfa-Technikern vielfältige Möglichkeiten für die Fahrzeugerprobung.

1965/70 Der vom ehemaligen Ferrari-Mitarbeiter Carlo Chiti geleitete Rennstall Autodelta wird zum Sprungbrett für verstärkte Aktivitäten im Motorsport. Nach TZ 1 und TZ 2 werden vor allem die GTA/GTAm-Versionen erfolgreich und erringen zahlreiche internationale Meisterschaften. Mit dem Tipo 33 beteiligt sich Alfa Romeo an Langstreckenrennen und liefert Motoren an Formel 1-Rennställe.Die Baureihe 1750 schließt die Programmlücke zwischen Giulia und 2600.Das Alfasud Projekt wird unter Leitung des Österreichers Rudolf Hruska in Angriff genommen.

1971/72 Der im völlig neuen Werk Pomigliano d' Arco hergestellte Volks-Alfa, der Alfasud wird präsentiert. Die moderne Konzeption mit Frontantrieb und exzellentem Boxermotor findet Anklang. Das Stammwerk Arese stellt mit der Alfetta seinen ersten Großserienwagen mit Transaxle-Bauweise vor. Dieses aufwendige Konzept wird 20 Jahre die Fahrwergstechnik der Mittelklasse-Alfa beherrschen. Der einmillionste Alfa verläßt das Werk.

1975/78 Mit Marken-und Sportwagenmeisterschaften knüpft man an die ruhmreiche Rennsporttradition an. Werkseigene Formel 1-Wagen gehen an den Start, bekanntester Pilot ist Niki Lauda. Markterfordernisse führen zum ersten Alfa Diesel-PKW, der Giulia Diesel. Zunächst bezieht Alfa Romeo Dieselaggregate von Perkins, dann aber vom italienischen Hersteller VM. Diese erweisen sich als wesentlich leistungsfähiger und werden somit dem Anspruch von Alfa Romeo eher gerecht. Eine neue, auf der Alfetta basierende Giuletta-Reihe wird vorgestellt, ihre keilförmige Karosseriegestaltung ist richtungsweisend.

1979/81 Erste Anzeichen ernster Probleme bei Alfa Romeo, ausgelöst durch politische Vorgaben, Streiks, Energiekrisen und wachsendem internationalem Konkurrenzdruck. Mängel in der Produktqualität und überdurchschnittliche Rostanfälligkeit einiger Modelle (Alfasud) führen zu einem gewissen Imageverlust. Kapitalmangel setzt Innovationen enge Grenzen. Das Formel 1-Engagement verschlingt viel Geld, große Erfolge bleiben aber aus. Wesentlich erfolgreicher ist die Zusammenarbeit mit Nova Motor in der Formel 3.Im Tourenwagensport treten die Alfetta GTV in die Fußstapfen der legendären GTA /GTAm - Modelle.

1982/83 Alfa Romeo sucht die verstärkte internationale Kooperation, im LKW-Bau z.B. mit der von Fiat getragenen Iveco-Gruppe. Gemeinsam mit Nissan wird die Gesellschaft Alfa Romeo e Nissan Autoveicoli aus der Taufe gehoben. Bei Brits Engineering in Südafrika werden diverse Alfa-Modelle montiert. Der Alfasud-Nachfolger Alfa 33 wird präsentiert.

1984 Der Alfetta-Nachfolger Alfa 90 präsentiert sich als komfortables Modell der gehobenen Mittelklasse, der Alfa 33 mit zuschaltbarem Allradantrieb wird vorgestellt. Sportliche Erfolge werden hauptsächlich mit Tourenwagen und in der Formel 3 erzielt.

1985/86
Das 75. Jubiläumsjahr wird von dunklen Wolken überschattet. Das hoffnungsvoll begonnene Arna-Projekt ist gescheitert. Die Finanzlage des Unternehmens ist äußerst gespannt, Milliardenverluste haben sich angehäuft. Mit dem Alfa 75 erscheint zwar die konsequente Weiterentwicklung der Giuletta, die Entwicklung der frontgetriebenen Oberklasselimousine Alfa 164 gerät aber in Verzug. Verhandlungen werden mit General Motors, Ford und Fiat geführt. Das Modellprogramm wird gestrafft und der Rennstall Autodelta geschlossen. Das Werk Portello wird abgerissen und weicht einem modernen Kultur - und Handelszentrum.

1987 Alfa Romeo wird privatisiert. Fiat übernimmt das Unternehmen und investiert Milliardenbeträge. Der neue Alfa 164 wird vorgestellt und sogleich überaus erfolgreich verkauft. Der angeschlagene Markenruf erfährt eine bedeutende Aufwertung.Alfa Romeo belebt den Rennstall Alfa Corse.

1989/90 Die hohen Investitionen und die Verbesserung der Produktqualität zeigen Erfolge, Alfa Romeo gerät aus der Verlustzone. Der traditionelle Spider wird gründlich überarbeitet, der in vielerlei Hinsicht renovierte Alfa 33 knüpft an die Erfolge des Alfa 164 an. Alfa Romeo favorisiert den Frontantrieb, besonders leistungsstarke Modelle erhalten ein aufwendiges Allrad-Antriebssystem. Über 4,5 Millionen Alfa Romeo PKW haben bereits die Werksanlagen verlassen.

1992/93 Die Integration von Alfa Romeo in die Fiat-Gruppe ist abgeschlossen, es erfolgt eine enge Zusammenarbeit mit Fiat und Lancia in der Entwicklung und Produktion. Dennoch bleibt das alfatypische individuelle Flair erhalten, was der Alfa 155 deutlich demonstriert. Der neue Alfa 155 GTA wird überaus erfolgreich im Tourenwagensport eingesetzt. (DTM-Champion Nicola Larini)


Quelle: Alfa Romeo Personenkraftwagen - Eine Chronik von Wolfgang Nuber