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Der Alfa 6, der große Unbekannte

Im Jahr 1979 erfolgte die Markteinführung des Alfa 6. Hiermit wurde eine Lücke behoben, die exakt 10 Jahre im Alfaprogramm bestand. Doch blättern wir zunächst einmal etwas in der Historie des Hauses Alfa Romeo zurück.

Der erste Nachkriegswagen mit einem 6 Zylinder-Motor war der von 1946 bis 1950 gebaute 6 C 2500 Freccia d'Oro. Aus der Bezeichnung selbst kann man ablesen, daß dieses Auto 6 Zylinder und einen Hubraum von 2500 ccm hatte. Der Motor verfügte über eine Leistung von 90 PS. Der 6 C 2500 war ein absolutes Nobelauto für ausgesprochene Individualisten mit dem entsprechenden finanziellen Hintergrund. Die nächste Fahrzeuggeneration mit Sechszylindermotoren waren die Fahrzeuge der Serie 106. Gemeint sind hiermit alle Alfa alf603Romeo 2600 (Spider, Sprint, Berlina). Die Berlina 2600 (131 PS), gebaut von 1962 bis 1968/69 muß als der eigentliche Vorgänger des Alfa 6 betrachtet werden, denn wie ganz am Anfang bereits erwähnt, befand sich von 1969 bis 1978 keine Limousine mit 6 Zylindern im Verkaufsprogramm von Alfa Romeo.

Käufer von großen Limousinen erwarten vor allem ein enormes Platzangebot, eine luxuriöse Ausstattung und möglichst viel Prestige und Ausstrahlung von ihrem Fahrzeug. Dies alles sollte gepaart sein mit einem leistungsfähigen Motor, hohen Fahrleistungen und einem komfortablen und gleichzeitig sicheren Fahrwerk.

All diese Voraussetzungen erfüllte der Alfa 6 vorbildlich, was durch die folgende technische Beschreibung unterstrichen wird. Der Motor des Alfa 6 war eine absolute Neukonstruktion. Es handelt sich hier um einen 60 Grad V6-Motor aus Leichtmetall mit einem Hubraum von 2464 ccm. Das Verdichtungsverhältnis beträgt 9:1. Die maximale Drehzahl beläuft sich auf 4000 U/min. Die Leistung des Motors beträgt 158 PS (116 kW). Das maximale Drehmoment von 220 Nm wird bei 4000 U/min abgegeben. Die Auslaßventile sind natriumgekühlt. Die Motorsteuerung erfolgt mit einer Nockenwelle pro Zylinderreihe. Jede Nockenwelle wirkt unmittelbar auf die Einlaßventile. Die Auslaßventile werden durch querliegende Stoßstangen und Kipphebel betätigt. In der Tatalso der erste Stoßstangenmotor seit Merosis Zeiten.

Der Antrieb der Nockenwellen erfolgte folgendermaßen: Ein Zahnriemen, dessen Spannung durch einen hydraulischen Riemenspanner reguliert wird, betätigt die beiden Nockenwellen für die Einlaßventile. Einzigartig war auch die installierte "Gemischfabrik". Jeder der 6 Zylinder wird nämlich von einem eigenen Fallstromvergaser gefüllt. Verwendet wurde der Vergasertyp FRPA 40 von dell'Orto, mit einem gemeinsamen Luftfilter für alle Vergaser.

Das aus den Modellreihen Alfetta und Giulietta bekannte und angewendete Transaxleprinzip ist beim Alfa 6 nicht verwirklicht worden. Das Getriebe wurde hier direkt an den Motor angeflanscht. Den Grund hierfür erkennt man im Wagengewicht. Der Alfa 6 weist ein Leergewicht von 1445 kg auf, wobei auf den Hinterrädern 700 kg lasten. Aus diesem Grunde ist allein schon wegen der Gewichtshöhe für genügend Traktion gesorgt. Zudem ist das Gewicht äußerst gleichmäßig verteilt.

Das Getriebe selbst ist ein direktgeschaltetes Fünfganggetriebe. Was das Fahrwerk anbelangt, so wurde ebenfalls nicht gegeizt, Vorne hat der Alfa 6 eine Einzelradaufhängung mit querliegenden Viereckslenkern, Als Federelement wirken dabei sehr lange Torsionsfederstäbe, Hinten ist eine De Dion-Hinterachse installiert. Die Antriebsräder werden somit immer bei allen Fahrzuständen in der idealen senkrechten Stellung gehalten.

Die Seitenführung der De Dion-Hinterachse wird von einem Watt-Gestänge übernommen. Der ursprüngliche Alfa 6 (1. Serie von 1979 bis 1983) ist von außen an seinem Doppelscheinwerfergrill zu erkennen. Im Jahre 1983 ließ Alfa Romeo dem 6 eine gründliche Überarbeitung an-gedeihen. Außen wurde der Doppelscheinwerfergrill gegen zwei Breitbandscheinwerfer ersetzt. Es wurden zudem größere Stoßfänger und Kunststoffleisten an den Türen montiert. Im Innenraum gab es keine wesentlichen Veränderungen.

Das Motorenprogramm wurde ebenfalls erweitert und modifiziert: Speziell für den italienischen Markt wurde von nun an unter anderem ein 2,0 Li-ter-V6-Motor mit Marelli-Einspritzung und 135 PS angeboten. Außerdem gab es als neues Angebot einen Fünfzylinder-Turbodiesel mit 105 PS von VM.

Das bekannte 2,5 Liter-V6-Triebwerk erhielt von nun an eine elektronisch geregelte Einspritzanlage von Bosch (L-Jetronic). Mit dieser Neuerung wurden vor allem zwei unangenehme Dinge aus der Welt geschaffen. Zum ersten konnte man von jetzt an auf die äußerst komplizierte Einstellung der sechs Vergaser verzichten. Zum anderen sank der bisherige Spritverbrauch von ca. 18 Litern/100 km auf vertretbare 14 Liter/100 km. Mit der Umstellung von Vergasern auf eine Einspritzanlage wurde vor allem der 2,5 Liter-V6 zu  einem  der besten überhaupt erhältlichen Sechszylindermotoren.

Von diesem Motor hat auch der zwischenzeitlich in Sammlerkreisen sehr beliebte GTV 6 profitiert. Später wurde dieses Aggregat auch im Alfa 90 und 75 verwendet. Der Grundpreis für den Alfa 6 belief sich im Jahre 1984 auf 41500 DM. Die Serienausstattung war äußerst umfangreich und umfaßte dabei die folgenden erwähnenswerten Punkte:

Fahrersitz elektrisch einstellbar, elektrische Fensterheber, Leichtmetallräder, Metallic-Lackierung, Scheinwerferreinigungsanlage, Zentralverriegelung und Servolenkung. Für 3400 DM gab es zusätzlich eine Klimaanlage und für 2500 DM konnte man eine Lederausstattung ordern, Mehr war in der Aufpreisliste nicht aufgeführt. Trotzdem war der Alfa 6 in Deutschland zu teuer. Ein BMW 728 i stand damals für 41000 Mark in der Preisliste, ein BMW 528 i war sogar schon für 37000 Mark zu haben.

Letztendlich wurden vom Alfa 6 nur 11900 Stück gebaut. Die endgültige Produktionseinstellung erfolgte im Jahr 1987. Vorzüge hatte der Alfa 6 genug vorzuweisen, er konnte sich jedoch nicht gegen die etablierte und schon lange eingeführte Konkurrenz von BMW und Mercedes durchsetzen.

Im Bereich der Liebhaber- und Sammlerfahrzeuge führt der Alfa 6 derzeit noch ein absolutes Schattendasein. 

Quelle : Wikipedia